Weltweites Netzwerken fängt beim Nachbarn an.

Der Billbrookkreis ... Vor Ort. Vernetzt. Vertreten.

Billbrook/Rothenburgsort/Allermöhe – wo Industrie und Wirtschaft ansässig sind.

Mittelständler und Weltmarktführer engagieren sich.

Interessensvertretung und Dialogpartner.

Rückblick

Der Billbrookkreis guckt in die Röhre

am Freitag, 25. April 2025, um 11 Uhr
Der Billbrookkreis auf Tour:
Besichtigung des Fernwärmetunnels der Hamburger Energiewerke

Auf Einladung der Hamburger Energiewerke kamen Billbrookkreis-Mitglieder und Gäste mit der Besichtigung des Fernwärmetunnels am 25. April in den Genuss einer unterirdisch-spannenden Führung.

Treffpunkt dieser besonderen Tour war der Startschacht des Fernwärmetunnels am Jachtweg, am Südufer der Elbe. Bevor wir zur etwa anderthalbstündigen Tunnelbesichtigung aufbrechen konnten, hieß es für die Teilnehmenden vor Betreten der Baustelle zunächst: Sicherheitsschuhe und Warnweste anziehen, Helm und Schutzbrille aufsetzen. Anschließend ging es dann per Fahrstuhl in den 25 Meter tiefen Schacht, um von dort in den Tunnel unter der Elbe zu gelangen. Wir hatten also die Möglichkeit, die nur ganz wenige Leute haben werden: die neue Elbquerung von innen zu sehen.

Am Startschacht gaben Kirsten Fust, technische Geschäftsführerin der Hamburger Energiewerke – sie hat sich extra für den Billbrookkreis Zeit für diese Veranstaltung genommen – und Projektleiter Dirk Lassen-Petersen eine Einführung in das zukunftsweisende Projekt. Im vergangenen Jahr war Kirsten Fust Gastrednerin des 116. Billbrookkreis-Treffens. Damals stellte die Diplom-Ingenieurin die laufenden Maßnahmen der Hamburger Energiewerke vor, die Hamburg unabhängig von der Kohle machen sollen. Im Abschluss an den Besuch haben die Hamburger Energiewerke den Billbrookkreis eingeladen, den im Bau befindlichen Fernwärmetunnel zu besichtigen.

Projekt Wärmewende – künftige Wärmeversorgung in Hamburg

Für die Transformation der Energieversorgung der Stadt planen die Hamburger Energiewerke bis spätestens zum Jahr 2030 kohlefrei zu sein und bis 2045 komplette Klimaneutralität zu erreichen. „Als allererstes lösen wir das Kohlekraftwerk Wedel ab“, führte Kirsten Fust in ihrer Einleitung aus. Dafür entstehe der modulare Energiepark Hafen. In diesem Erzeugungspark würden verschiedene klimaneutrale Wärmequellen wie Abwärme aus der thermischen Abfallverwertung, aus energieintensiven Industrien und aus Klärwerksprozessen eingebunden. Herzstück des Erzeugungsparks sei die hocheffiziente Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Anlage Dradenau (Kraft-Wärme-Kopplung-Prozess). In dem sehr modularen Energiepark gebe es zudem eine Power-to-Heat-Anlage sowie einen großen Wärmespeicher, der für Flexibilität sorgt. „Die GuD-Anlage ermöglicht uns, die Wärme aus den unterschiedlichen, klimaneutralen Abwärmequellen auf das erforderliche Temperaturniveau für die Fernwärme zu bringen“, so Fust.

Ein wichtiger Baustein der künftigen Wärmeversorgung ist die insgesamt 7,6 Kilometer lange Fernwärme-Systemanbindung-West (kurz: Südleitung). Der Fernwärmetunnel unter der Elbe ist wiederum ein Abschnitt der Südleitung, die klimafreundliche Fernwärme aus dem Energiepark Hafen mit dem bestehenden Fernwärmenetz im Hamburger Westen verbinden soll. Anfang 2026 soll dann im Zusammenspiel mit der neuen GuD-Anlage und dem existierenden Fernwärmenetz heißes Wasser durch die Südleitung unter der Elbe entlangfließen. „Wir rechnen damit, dass wir mit der GuD-Dradenau Ende dieses Jahres in die Inbetriebnahmephase starten und das Kraftwerk Wedel im nächsten Jahr ablösen können“, sagte Kirsten Fust. „Es wird ein Meilenstein, das 1965 gebaute Kraftwerk dann in Folge auszuschalten.“

Anfang dieses Jahres startete der Leitungsbau im Tunnel. Insgesamt werden derzeit rund 2.450 Meter Fernwärmerohre im Tunnel sowie im Start- und Zielschacht verlegt. Künftig laufen zwei Linien – ein Vor- und ein Rücklauf – durch den Tunnel. Die Rohre haben einen Innendurchmesser von 80 Zentimetern und sind mit einer Isolierung von 15 Zentimetern ummantelt. Das soll sicherstellen, dass das heiße Wasser aus dem Energiepark Hafen fast ohne Temperaturverlust bei den Kundinnen und Kunden ankommt.

Wie Projektleiter Dirk Lassen-Petersen erläuterte, werden pro Schicht für den Vor- und Rücklauf jeweils zwei Stahlrohre à 16 Meter aneinandergeschweißt. Das geschieht am Boden des Schachtes auf einer gegossenen und fest verankerten Betonsohle. Die verschweißten Rohre werden in den Tunnel geschoben, sodass die Rohrverlegung jeden Tag aufgrund des 2-Schichtbetriebs 32 Meter vorankommt.

Elbquerung in rund 30 Metern Tiefe

Im August 2022 hatten die Bauarbeiten für den Startschacht am Jachtweg begonnen. Der Schacht habe aufgrund der Größe der Tunnelbohrmaschine einen Durchmesser von 22 Metern, so Lassen-Petersen. Im November 2023 wurden der 15 Meter lange Bohrkopf hineingehoben und weitere Bohrmaschinen-Segmente montiert, bis die Tunnelbohrmaschine HERMINE (Hamburger Energiewerke Röhre Mit Neuer Energie) ihre vollständige Länge von 280 Metern erreichte. Das Besondere: Die Segmente umfassten die gesamte Logistik, die für den Betrieb der Tunnelbohrmaschine notwendig war. „Die Maschine hatte also alles mit an Bord, was sie brauchte – Strom, Hydraulik, Druckluft, Wasser und mehr“, erklärte der Projektleiter. Die Bauweise sei die gleiche wie bei der vierten Elbtunnelröhre. HERMINE baute vorn die Erde ab und montierte im hinteren Teil des Bohrkopfes Tübbinge. Am Ende des Bohrkopfes war der Tunnel bereits begehbar. Insgesamt bilden 5.826 dieser vorgefertigten Betonsegmente nun die Außenschale des Tunnels. Anfang Dezember 2024 war ein Meilenstein beim Bau des Fernwärmetunnels erreicht: Die Tunnelbohrmaschine hatte sich vom Startschacht in rund 30 Metern Tiefe auf etwa 1.200 Metern Länge präzise und im Zeitplan durch den Elbuntergrund gegraben und den Zielschacht im Hindenburgpark erreicht. Damit war die Elbquerung vollendet und HERMINES Einsatz beendet.

Für die Teilnehmenden waren es sehr beeindruckende (Ein-)Blicke in die Röhre. Bernhard Jurasch dankte allen Beteiligten von den Hamburger Energiewerken für die tolle Führung.  tk

Fotos: Billbrookkreis

Zurück