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Rückblick

121. Billbrookkreis-Treffen

am Montag, 16. Juni 2025, von 12 bis 14 Uhr
im Hotel Böttcherhof

Gastredner: Kurt Leonards, Kommandeur des Bundeswehr Landeskommando Hamburg, Kapitän zur See
Thema: Sicherheit und Landesverteidigung

Ehrengast: Kommandeur des Landeskommandos Hamburg, Kapitän zur See Kurt Leonards

Zum 121. Treffen des Billbrookkreises im Hotel Böttcherhof begrüßte der Erste Vorsitzende Bernhard Jurasch die Gäste herzlich, darunter neben dem Ehrengast Kommandeur des Landeskommandos Hamburg Kapitän zur See Kurt Leonards auch Dr. Hans-Jürgen Völz, den Bundesgeschäftsleiter Chefvolkswirt „Der Mittelstand BVMW und Oberst der Reserve,“ Dr. Arno Bäcker, den ehemaligen Präsidenten der Bundesbank in Hamburg, die Präsidentin der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in Hamburg Eiko Hashimaru-Shigemitsu, die Schauspielerin, Autorin und Synchronsprecherin Sandra Quadflieg, Vertreter der Polizei Hamburg sowie Mitglieder der Bürgerschaftsparteien aus Regierung und Opposition und dankte vor allem dem Ehrengast, dem Kommandeur des Landeskommandos Hamburg, Kapitän zur See Kurt Leonards, für seine Zeit.

Bernhard Jurasch betonte in seiner Position als Erster Vorsitzender, dass sich der Billbrookkreis schon seit längerer Zeit mit Sicherheitsfragen auseinandersetze und deshalb vor ein paar Jahren schon einmal den Konteradmiral Karsten Schneider, vom Marinekommando in Rostock zu einem der Treffen eingeladen hatte, der zum Thema Maritime Sicherheit in internationalen Gewässern referierte. Vielen sei nach diesem Vortrag erst bewusst geworden, wie anfällig Wasserstraßen sein können.

„Das demokratische System, zu dem unser Staat sich bekennt, beruht auf der Überzeugung, dass man den Menschen die Wahrheit sagen kann.
Zitat von Carl Friedrich von Weizsäcker

Bei einem Vortrag zum Thema „Bedingt Verteidigungsfähig“ habe Jurasch bereits damals Informationen zum Zustand der Bundeswehr erhalten und bei einer Schiffstour durch den Golf von Aden und das Rote Meer, gut ein Jahr später, selber erleben müssen, wie sein Schiff nachts abgedunkelt und mit Wachen an Deck weiterfahren musste. Das alles sei schon vor Jahren bitterer Ernst gewesen und Anfang des letzten Jahres habe er nun Informationen dazu bekommen, dass man davon ausgehen könne, in den nächsten 4 bis 5 Jahren möglicherweise auch in Deutschland in eine militärische Auseinandersetzung geraten zu können.

In informierten Kreisen habe es eine deutliche Aussage dazu gegeben, wie sehr die militärische Gefahr für Deutschland gestiegen sei und wie die Lage insgesamt merklich kritischer sei, als es allgemein in der Bevölkerung bekannt ist.

„Jean Monnet hat einmal gesagt: ‚Wer einen Staat verteidigen will, muss ihn verteidigungswürdig machen.‘ Ich möchte dem großen Europäer Jean Monnet beipflichten und in unserem Fall dazufügen: … und den Staat verteidigungsfähig machen! Verteidigungswürdig ist unser Land allemal!“
Bernhard Jurasch

Nach einem Grußwort von Dr. Hans-Jürgen Völz, Bundesgeschäftsleiter Chefvolkswirt „Der Mittelstand BVMW und Oberst der Reserve” trat der Ehrengast und Gastredner der Kommandeur des Landeskommandos Hamburg Kapitän zur See Kurt Leonards ans Mikrophon:

Unter dem Titel „Deutschland nicht im Krieg, nicht im Frieden“, stellte der Kapitän zur See, Kurt Leonards, der bereits 1987 als Wehrpflichtiger in die Deutsche Marine eintrat, in einer beeindruckenden freien Rede die Sicherheitslage in Europa, Deutschland und Hamburg dar. Laut Leonards könne die Lage in Europa schnell kippen, auch wenn man den Eindruck habe, sich in Deutschland noch im Frieden zu befinden. Die Streitkräfte müssten aktuell in eine Lage versetzt werden, in der man nicht nur stolz auf sie sein könne, sondern sie Deutschland im Ernstfall auch verteidigen könne. Und wie sieht es für Hamburg im Ernstfall aus? Wie steht es um die Sicherheit und die Landesverteidigung der Hansestadt?

Kurt Leonards beschreibt an diesem Punkt seiner Rede ein mögliches Szenario, das um 2029 eintreten könnte: Weitere Aufrüstung versetzt Russland bis 2029 in die Lage, die NATO zu testen. Wenn ein Land im Nordosten der „Baltischen Länder“, beispielsweise Estland oder Finnland, angegriffen werde, müsse die NATO reagieren. Deshalb müsse man sich darauf vorbereiten, eine glaubwürdige Abschreckung bereitzustellen.

Dass viele Bürger die Bedrohung nicht wahrnehmen, liege auch daran, dass Hybrid-Angriffe oft verdeckt passieren, gar nicht an die Öffentlichkeit gelangen und damit weniger im Fokus stehen. Sabotage-Aktionen würden dann teilweise auch fälschlicherweise politischen Gruppen zugeordnet, wie die Auto-Sabotage durch „Fake-Grüne“ im Februar, mit der Einfluss auf Wahlen ausüben wollte. Putin führe bereits einen hybriden Krieg gegen uns.

Zur aktuellen sicherheitspolitischen Lage kommentierte der Kapitän zur See, Kurt Leonards, dass es einen großen Unterschied zwischen innerer und äußerer Sicherheit im Land gebe und die Präambel des Grundgesetzes die Polizei und die Bundeswehr als zwei getrennte Institutionen einordnet. Die Bundeswehr sei dabei bis 2022 ein Konflikt- und Krisenmanagement gewesen und man habe auf Abrüstung gesetzt, deshalb befinde man sich jetzt „im Tal der Tränen“ und man habe so wenig Potenzial wie selten zuvor.

Im Falle eines militärischen Angriffs verdeutlichte Leonards das Konzept „Drehscheibe Deutschland“ und damit die komplexe Position, die Deutschland in diesem Fall haben würde und wie wir uns auf diese Bedrohung einstellen müssten. Deutschland müsse in diesem Fall die Aufgabe des „Host Nation Support“ mit der Versorgung verbündeter Kräfte (bis zu 800.000 Soldaten) übernehmen, kritische Infrastruktur wie Häfen, Flughäfen und Bahnhöfe und militärische Einrichtungen schützen. Hamburg als größtes Wirtschafts- und Bevölkerungszentrum Norddeutschlands habe den größten Seehafen Deutschlands und den drittgrößten Europas, sei wichtiger Eisenbahnknotenpunkt und habe einen der bedeutenden Flughäfen und sei damit als Ziel angreifbar. In der Zivilgesellschaft müsse deshalb darauf hingearbeitet werden, weiter handlungsfähig zu bleiben.

Abschreckung funktioniere am Ende nur, wenn man Waffen vorweisen könne. Leonards berichtete in diesem Zusammenhang, dass es im Herbst wieder eine militärische Übung in der Stadt geben wird, die vor allem nachts stattfinden soll.

Der Kommandeur Kurt Leonards endet seinen interessanten Vortrag mit dem Hinweis: „Wir waren jahrelang Spezialisten im Reduzieren und brauchen jetzt Spezialisten für Wachstum“.

Bernhard Jurasch bedankte sich herzlich und mit einer Flasche guten Weins bei dem Gastredner und es blieb noch ein wenig Zeit für Fragen aus der Runde der Teilnehmer des Treffens.

Im Anschluss wurde das Essen serviert und die Gäste kamen untereinander ins Gespräch.

Die regelmäßigen Treffen des Billbrookkreises sind dabei immer wieder eine gute Gelegenheit sich untereinander kennenzulernen und zu vernetzen. Das 122. Billbrookkreis-Treffen findet im September statt.  gr

Fotos: Mirko Hannemann

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