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Fernwärme-Aus in der Großmannstraße – Politik lässt Betriebe im Regen stehen
Ab spätestens 2029 wird die Fernwärmeversorgung für Teile der Großmannstraße im Industriegebiet Billbrook/Rothenburgsort ersatzlos eingestellt. Betroffen sind konkret zwei Liegenschaften und somit mehrere dort ansässige Unternehmen, deren Anschluss an die neue Heizwasserleitung technisch nicht möglich ist – die Leitung verläuft schlichtweg nicht durch ihre Straße. Die Hamburger Energiewerke (HEnW) haben den Rückbau der alten Dampfleitung angekündigt, der nach Inbetriebnahme der neuen Heizwasserleitung (frühestens 2029) erfolgen soll.
Die Begründung: Effizienzsteigerung und Dekarbonisierung. Tatsächlich aber lässt man damit mehrere Betriebe – ohne tragfähige Alternative zurück. Fernwärme aus der Müllverwertungsanlage Borsigstraße steht nicht direkt zur Verfügung, eine Nachverdichtung des Netzes ist laut Senat derzeit nicht geplant.
Noch befremdlicher ist aus Sicht des Billbrookkreises, der sich seit Jahren für die Revitalisierung und Modernisierung des Standortes einsetzt, und vor allem für die betroffenen Unternehmen, dass in den offiziellen Senatsberichten zur Revitalisierung des Industriegebiets (z. B. Drs. 22/17923) das Thema Fernwärme oder Energieversorgung überhaupt nicht auftaucht. Wie passt das zur vielzitierten grünen Transformation der Wirtschaft und zum Versprechen verlässlicher Rahmenbedingungen für Betriebe?
Während die HEnW auf „optimierte Netzplanung“ verweisen, bleiben betroffene Unternehmer auf sich allein gestellt. Gespräche laufen, Ergebnisse fehlen – Planungssicherheit sieht anders aus. Wer heute investiert oder erweitert, braucht Klarheit über die Energieversorgung von morgen.
Fazit: Die Politik gefährdet mit dieser Entscheidung nicht nur einzelne Standorte, sondern setzt die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Industriegebiets aufs Spiel. Statt ambitionierter Klima-Rhetorik braucht es jetzt konkrete Lösungen – technologisch offen, wirtschaftlich tragfähig und zuverlässig planbar.