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Wann findet Schule und Kita wieder statt?

Verehrte Leserinnen und Leser, über das Coronavirus und seine Folgen können wir alle unendlich viel klagen. Nur es nützt überhaupt nichts. Diese weltweite Seuche belastet oder zerstört sogar unsere bis dahin so freiheitlichen Gewohnheiten, liebgewonnene Eigenheiten, soziale Kontakte und Arbeitsplätze. Die Lebensgrundlage für viele Menschen steht auf der Kippe, Zukunftsängste weiten sich – mit den schon vorhandenen Problemen – aus.

Hierzu möchte ich den Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, aus seiner monatlichen Pressekonferenz vom 30. April 2020 auszugsweise zitieren: „Die Corona-Pandemie dürfte in Deutschland zur schwersten Rezession der Nachkriegszeit führen. Dadurch gerät auch der Arbeitsmarkt stark unter Druck. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind erstmals in einem April gestiegen. Die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern ist regelrecht eingebrochen.“

Die Arbeitslosenzahl ist von März auf April infolge der Corona-Krise außerordentlich kräftig um 308.000 auf 2.644.000 gestiegen. Im März und bis zum 26. April 2020 wurden bei den Agenturen für Arbeit 751.000 Anzeigen für Kurzarbeit erfasst für insgesamt bis zu 10,1 Millionen Personen. Das heißt aber nicht, dass diese Menschen schlussendlich auch alle kurzarbeiten werden.

Nach Aussagen von Fachleuten werden von den über 10 Millionen Kurzarbeitern geschätzt zwischen 3 und 5 Millionen in die Arbeitslosigkeit gehen. Der hoffentlich größere Anteil wird die Arbeit wieder aufnehmen.

Diese Entwicklung der Seuche Corona kann man niemandem anlasten. Auch nicht der Politik, die ja häufig genug zum kritisieren Anlass gibt. Vielmehr ist die Bundespolitik bemüht, mit allen Mitteln und Maßnahmen das Schlimmste zu vermeiden. Was richtig oder falsch ist, kann erst viel später abschließend beurteilt werden. Bedenklich muss aber stimmen, wenn sich die Kultusminister der Länder bis heute offenkundig nicht in der Lage sahen, rasch ein einheitliches oder zumindest regionales Konzept zu entwickeln, wie der Schulbetrieb und Kitas wieder aktiv aufgenommen werden kann.

In der Corona-Krise zeigen sich die schon vor Corona vorhandenen Defizite in Deutschland sehr deutlich. Bildungspolitik und die Digitalisierung sind nur zwei davon, aber sehr entscheidend. Schauen wir mal etwas optimistisch in die nahe Zukunft, die Wirtschaft wird in vielen Teilen „wieder anlaufen“, ein extrem wichtiger Teil unseres Wohlstands und für eine Export Nation unerlässlich. Kurzarbeiter können endlich wieder „bei ihren Unternehmen“ arbeiten gehen. Sie wollen arbeiten, weil die Menschen das Geld brauchen und auch weil Arbeit zu haben Freude bereiten kann. Homeoffice ist nicht in jedem Beruf möglich, nicht jeder hat ein Arbeitszimmer und soziale Kontakte in meinem Arbeitszimmer sind auch schwierig. Wer Kinder hat, muss sich um die Kinder kümmern und auch beschulen – E-Learning ist in Deutschland weitestgehend nicht möglich –, weil Kitas und Schulen geschlossen sind. Für Eltern ist dieser Zustand extrem belastend, zumal dieser nun schon seit Wochen anhält.  

An dieser Stelle ist dann doch Kritik an der Politik angebracht, es ist bisher keine politische Diskussion zu vernehmen, geschweige denn ein Plan, wann es mit den Kitas und Schulen in einem ordentlichen Regelbetrieb los- bzw. weitergehen soll. Denn, wer aus der Kurzarbeit wieder in Arbeit gehen kann und das muss ein Ziel sein, der will auch seine Kinder in dieser Zeit gut untergebracht wissen! Da helfen ein paar Stunden in der Woche nichts. Das trifft auf Alleinerziehende genauso wie auf Paare zu, es gibt da keinen Unterschied. Es sind von den über 10 Millionen Kurzarbeitern ca. 48 Prozent mit Kindern, d.h. ungefähr 5 Millionen Arbeitnehmer, sind davon betroffen und nicht nur die, sondern auch die Unternehmen. Es sind zum Teil gutausgebildete Fachkräfte, die in den Unternehmen fehlen. Die Unternehmen können die Arbeitnehmer nicht einfach austauschen. Drei Faktoren müssen berücksichtigt werden:

Der Schaden für Kinder und Jugendliche durch nicht beschulen, lernen, soziale Kontakte richtet einen großen Schaden aktuell und für die Zukunft an.

Die Arbeitnehmer brauchen ihr berufliches Umfeld und volles Einkommen.

Die Wirtschaft braucht die ca. 5 Millionen Arbeitnehmer, die sich auf ihren Job konzentrieren können, weil ihre Kinder gut versorgt sind und damit Planungssicherheit.

Die Sommerferien rücken näher, viele Eltern haben ihren Urlaub aber schon wegen Corona verbraucht. Der Schäuble-Vorschlag, die Sommerferien zu verkürzen, wäre doch ein Vorschlag? Über vieles wurde und wird diskutiert, Bundesligaspiele, wann macht das Nagelstudio wieder auf. Aktuell steht der Urlaub im Fokus, alles ganz wichtige Dinge. Nur das Wichtigste, wann Eltern wieder arbeiten gehen können, damit die schönen Dinge auch bezahlt werden, steht anscheinend weit hinten an. Traurig stimmt auch, dass seitens der Lehrerschaft keine Vorschläge zu hören sind, wie der ordentliche Schulbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Hier ist mehr Engagement gefordert. Daher müssen die politischen Entscheidungsträger, allen voran die Kultusminister, die Bundesbildungsministerin und die Bundesfamilienministerin endlich Maßnahmen aufstellen und auch kommunizieren, wie der Schul- und Kitabetrieb wieder aufgenommen werden kann. Jeder Tag, an dem die Schule nicht stattfindet, die Kitas geschlossen bleiben, bedeutet für die Kinder verlorene Zeit und verlorene Lebenschancen.

Sofern eine „zweite Corona-Welle“ kommt – viele wissenschaftliche Fachleute sagen das –, muss auch dieses in die Maßnahmen aufgenommen werden. Ein zweites Mal kann die Politik sich nicht von der Corona-Seuche überraschen lassen.

Bernhard Jurasch
Billbrookkreis

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